Hochwasserschutz heißt Hochwasserschutz

Keine faulen Kompromisse auf dem EOW-Gelände:
Für ein effektives Flutmuldensystem im Naturraum zwischen Ilmtal und Ilmpark

Hochwasserschutz ist ein Dauerthema an der Ilm – und dass man mit der Natur nicht verhandeln kann, wissen die Bürgerinnen und Bürger von Weimar seit Jahrhunderten. Deshalb ist die SPD-Fraktion im Stadtrat überzeugt, dass auf dem ehemaligen EOW-Gelände keine fragwürdigen Deals geschlossen werden dürfen, die die Standards eines effektiven Hochwasserschutzes aushöhlen und zukünftigen Generationen unkalkulierbare finanzielle Lasten aufbürden.

7 Zentimeter sind ein großer Unterschied

Nur mit einem Komplettabriss aller Gebäude besteht die Chance, den Pegelstand bei Hochwasser um 27 cm zu senken. Wenn dagegen (nach dem von der Stadtverwaltung favorisierten Modell) das Hauptgebäude stehen bleibt, ist nur eine Pegelsenkung von 20 cm zu erreichen.

7 cm Unterschied klingt nicht nach viel, ist aber über der Gesamtfläche des EOW-Geländes eine erhebliche Menge Wasser mit zerstörerischer Kraft. Wer schon einmal bei Hochwasser um sein Hab und Gut gebangt oder als Helfer Sandsäcke geschleppt hat, weiß das nur zu gut.

Die wahren Kosten nicht verschleiern

Abgesehen von den vermeidbaren Schäden durch höhere Pegelstände sind im Projekt der Stadtverwaltung weitere finanzielle Lasten versteckt, die seine Vorteile erheblich schmälern:

  • Die Kosten für den Abriss der Hallen sollen auf den Erbpachtzins angerechnet werden, den der Projektpartner für die Nutzung des Hauptgebäudes bezahlen soll. So bezahlt unter dem Strich niemand anderes als die Stadt selbst.
  • Wenn die Erbpacht nach 66 Jahren endet, wird die Stadt einen Ausgleich für die Wertsteigerung der Immobilie zahlen müssen – selbst wenn bis dahin die Einsicht gewachsen sein sollte, dass man ein Haus besser abreißt, das dem Hochwasser im Weg steht.
  • Schließlich und endlich bleiben auch bei diesem Modell umfangreiche Rückbaumaßnahmen übrig, die der Projektpartner nicht übernimmt und anderweitig finanziert werden müssen.

Deshalb gehört das komplette Vorhaben in die Hände der Stadt. Transparenz und Effektivität sind nur bei einer klaren Finanzierung durch den städtischen Haushalt und durch Fördermittel gewährleistet.

Die Natur ist der beste Schutz

Weit über die SPD-Fraktion hinaus ist für 21 Stadträtinnen und Stadträte klar, dass die Barriere zwischen Ilmpark und Ilmtal beseitigt werden muss – und zwar so vollständig wie irgend möglich. Mehr als 30 Jahre Stillstand sind ärgerlich genug, aber kein Argument für eine vergleichsweise schlechtere Lösung und falsche Kompromisse beim Hochwasserschutz. In diesem Sinne sollte die Stadt den Projektpartner bei der Suche eines anderen, geeigneten Standorts nach Kräften unterstützen.

Geben wir der Natur am Steinbrückenweg den Raum, den sie braucht, und gewinnen wir einen lohnenden Naturraum in historischer Nachbarschaft. Denn die Bedingungen sind dieselben, unter denen Goethe vor bald 250 Jahren den Park an der Ilm angelegt hat – wo man Gebäude auf Überflutungsflächen vergeblich sucht.

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